Künstliche Intelligenz teilt nicht unseren Wertekanon. Reißt das Mensch und Natur in den Abgrund?
Künstliche Intelligenz teilt nicht unseren Wertekanon. Reißt das Mensch und Natur in den Abgrund?

von Johannes Kraus von Sande

London - Wie BAYERN DEPESCHE kürzlich berichtete, hatte bereits die Universität Gießen vor extremen Zukunftsrisiken durch eine Verkennung des aktuellen Artensterbens gewarnt. Obwohl die Menschheit über 90 Prozent der Arten gar nicht kenne, würde die derzeitige Aussterbensrate über 1000 mal höher sein, als zur Zeit des Aussterbens der Dinosaurier. Die Auswirkungen auf die Ökosysteme seien daher gar nicht seriös abzuschätzen, von der Biodiversität hätten wir bislang kaum Kenntnisse. 

Zukunftsrisiken von Politik und Gesellschaft falsch eingeschätzt

Nun warnt auch das Centre for Long-Term Resilience, eine Initiative führender britischer Universitäten, vor existenziellen Bedrohungen für die Menschheit, die die Ära des Homo Sapiens sogar in überschaubarer Zeit beenden könnte. 

Centre for Long-Term Resilience sieht „untragbar hohes Niveau an extremen Risiken“

Ein erhebliches Risiko wird im Bereich der KI verortet. Künstliche Intelligenzen würden in Teilbereichen schnell die menschliche Intelligenz übersteigen, ohne dabei menschliche Ziele oder gar Werte zu teilen. Emotionen und Subjektivität des Menschen könnten nicht nachgeahmt werden. Bereits die heute verfügbare KI sei gefährlich, wenn man sie in Schadprogrammen einsetze oder für Cyberangriffe oder Waffen verwende. 

Gerade auch angesichts der aktuellen Pandemie sehen die Forscher erhebliche Sicherheitsrisiken auch in der Biosicherheit. Die Menschheit habe Techniken entwickelt, mit deren Hilfe sie Viren verändern oder auch neue Krankheitserreger schaffen könne. Gefährliche Viren könnten so aus Laboren entweichen oder auch gezielt als Biowaffeeingesetzt werden. 

Es sei daher unumgänglich, dass die Staaten der Welt erhebliche Mittel für die Extremrisiko-Prävention bereithielten, ähnlich wie für Militär- und Verteidigungsausgaben. Die Kosten der Verwirklichung relativ vorhersehbarer und wahrscheinlicher Risiken, wie in der aktuellen Pandemie, seien bereits erheblich. Es könnten jedoch noch wesentlich kritischere Situationen für die Menschheit eintreten. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Homo Sapiens die nächsten hundert Jahre nicht überstehen würde, sei insgesamt nicht gering. 

Die britische Studie zeigt eindringlich auf, dass Industrialisierung, Forschung und Technisierung den Menschen durchaus in eine evolutorische Sackgasse führen können. Dennoch ist unsere Politik und Gesellschaft nach wie vor von naiver Fortschritts- und Technikgläubigkeit geprägt. Ein sinnvolles Verhältnis zu unseren natürlichen Lebensgrundlagen und zur Umwelt ist inzwischen nicht mehr gegeben. Der Mensch denkt fälschlich, dass er alle negativen Auswirkungen seiner Eingriffe in Natur und Umwelt in Zukunft durch technische Mittel und Fortschritt ausgleichen könne. Er muss jedoch bis heute in erster Linie von der Natur lernen und darf nicht dem Irrtum verfallen, dass er diese immer erfolgreich nachahmen oder gar beherrschen könne.

 

 

 

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