Berlin – Als früherer CEO in der Versicherungswirtschaft analysiert Sven Enger die Krise der Lebensversicherungen ebenso kompetent wie ungeschönt: „Fast alle Menschen verlassen sich bei ihrer Altersvorsorge auf eine Lebensversicherung. Lebensversicherer müssen ihre Kapitalanlagen in sicheren festverzinslichen Bundesanleihen anlegen. Doch die niedrigen Zinsen und hohen Kosten verhindern die notwendige Rendite, sodass die Altzusagen an die Versicherten nicht bedient werden können. Vor unseren Augen werden die ersten Run-off-Auffanggesellschaften gegründet. Das Geschäftsmodell Lebensversicherung kollabiert.“ Für die Versicherten hat er keine positive Nachricht und warnt: „Die meisten der 84 Millionen laufenden Lebensversicherungsverträge werden nicht wie versprochen ausgezahlt.“ Der Verkauf von Altpolicen an Run-off-Unternehmen wird deshalb immer attraktiver und lässt in vielen Fällen auch die Versicherten profitieren. Dabei handelt es sich strenggenommen um Abwicklungsgesellschaften, die unrentabel gewordene Renten- und Lebensversicherungsverträge rückabwickeln.
Ins Geschäft mit der Rückabwicklung unwirtschaftlicher Altersvorsorgeprodukte könnte auch die Berliner Auxinum GmbH einsteigen. Die wurde erst vor wenigen Wochen beim Amtsgericht Charlottenburg ins Handelsregister eingetragen. Unternehmensziel ist der Vertrieb von Waren und Leistungen über alle Vertriebs- und Marketingkanäle einschließlich des Online-Sektors. Der Fokus richtet sich auf die Bereiche Büroorganisation, Verwaltung und Vermittlung von Geschäftskontakten. Sven Günther Hermann Enger ist der Geschäftsführer mit Befugnis zur alleinigen Gesellschaftsvertretung, während ihm Boris Staab als Prokurist zur Seite steht. Beide gelten als ausgewiesene Versicherungsprofis mit einer langjährigen Berufserfahrung im Markt der Finanzdienstleistungen.
Sven Enger, Jahrgang 1965, studierte zunächst Betriebswirtschaft und Psychologie. Der dadurch geschulte Blick auf Menschen und Märkte führte ihn in die Führungsetagen internationaler Konzerne. So war er über 20 Jahre als Top-Manager bei Unternehmen wie Deutscher Ring, Delta Lloyd, Skandia und Standard Life tätig. Ein besonderes Faible hat der Impulsgeber, der auch als Erfolgsautor auf sich aufmerksam machte, für den digitalen Wandel und seine gesellschaftlichen Folgen. Dieser Wandel ist für ihn viel mehr als der Einsatz neuer Technologien und ein Treiber sozio-ökonomischer Transformation – er steht für eine innere Haltung. Enger meint damit die Bereitschaft, sich kritisch mit den eigenen Gedanken und Zielen auseinanderzusetzen und diese aus neuen Blickwinkeln zu betrachten. „Denn in einer digitalisierten Welt wird es für uns Menschen immer wichtiger, unsere Haltung zu definieren und das, was uns von Maschinen unterscheidet, einzubringen, aktiv zu gestalten und zu leben“, erklärt der 58-Jährige auf Nachfrage.
Der Politik wirft er Wirklichkeitsverweigerung vor und sucht lieber selbst nach Auswegen aus dem immer realer werdenden Crash-Szenario. Enger setzt auf ganz praktische Lebensverbesserungen durch die Digitalisierung und Künstliche Intelligenz. Er denkt da an selbstfahrende Autos, Krankheiten diagnostizierende Computer, sprachgesteuerte Assistenzsysteme, Maschinenteile und Turnschuhe ausspuckende 3-D-Drucker und vieles mehr. „Dieser sich permanent erneuernden Wirklichkeit stehen die meisten von uns ganz überwiegend als Konsumenten und Zuschauer gegenüber. Als wären wir selbst nicht Teil davon“, kritisiert der gesellschaftlich engagierte Unternehmer. „Wir sehen staunend – manchmal begeistert, manchmal sorgenvoll – auf die rasant fortschreitenden Veränderungen in der Produkt- und Dienstleistungswelt, machen uns aber bislang nicht hinreichend klar, welche treibende Kraft unseren Wünschen und Ängsten dabei zukommt und welche enormen Anpassungen die digitalen Umwälzungen uns abfordern werden.“
Bei aller Fokussierung auf die Chancen dieses grundlegenden Wandels leugnet Sven Enger keineswegs die damit verbundenen Risiken und Gefahren. Die von der Digitalisierung angetriebenen Prozesse gelte es nicht passiv hinzunehmen, sondern aktiv zu steuern und zu gestalten. Diese Gestaltungsnotwendigkeiten sollten nicht nur die Politiker erkennen, sondern alle Menschen in ihrer Eigenschaft als Staatsbürger und Marktteilnehmer. 2018 erschien Engers Buch „Alt, arm und abgezockt: Der Crash der privaten Altersvorsorge und wie Sie sich darauf vorbereiten können“. Mit seinen Analysen zur Krise der Lebensversicherer und seinen Empfehlungen zur Rückabwicklung alter Versicherungsverträge traf er schon damals den Nerv vieler enttäuschter Versicherungskunden.
Einiges spricht dafür, dass Enger und der Vertriebsexperte Boris Staab mit der AuxinumGmbH in das Geschäft mit der Abwicklung nicht mehr lukrativer Policen einsteigen. Dabei sind große Synergieeffekte mit dem Verbraucherschutzportal Vertragshilfe24 der Eheleute Liane und Christoph Kirchenstein zu erwarten. In überzeugenden Erklärvideos für das Beratungsportal informiert Enger Vertragsinhaber über den Umgang mit ausbleibenden Überschussbeteiligungen. Mit einer Lebensversicherung habe man sich selbst und seine Angehörigen finanziell absichern oder für den Lebensabend vorsorgen wollen, erläutert er. Die Versicherungen hätten leichtfertig zugesagt, dass ihre Produkte genau diesen Anspruch erfüllen. „Und für die Kunden, die noch skeptisch waren, gab es ein zusätzliches Argument“, so der frühere Versicherungsvorstand. „Erwirtschaftet die Lebensversicherung Überschüsse, werden sie an diesen beteiligt. Zusätzliche Einnahmen, die zwar nicht erwartet, jedoch gern gesehen waren.“ Bei Vertragshilfe24 und vermutlich auch bei Auxinum stellt Enger Kunden sein Insiderwissen zur Verfügung und erklärt, warum niemand vergeblich auf Überschussbeteiligungen hoffen sollte und stattdessen gut beraten ist, konkrete Schritte zur Rettung des investierten Geldes einzuleiten. „Mit einer Rückabwicklung können Sie unter Umständen sogar weit mehr als den Rückkaufswert erhalten, bevor es zu spät ist“, lautet sein guter Rat.