Massive Umweltschäden durch konventionelle Landwirtschaft
Massive Umweltschäden durch konventionelle Landwirtschaft


von Johannes Kraus von Sande


Umfangreiche Reform zur Erhaltung der menschlichen Lebensgrundlagen unumgänglich

Berlin - Der Abschlussbericht der Zukunftskommission Landwirtschaft, der im Auftrag der Bundesregierung erstellt wurde und BAYERN DEPESCHE vorliegt, kommt zu einem alarmierenden Ergebnis. Der Bericht wurde erstmals gemeinsam von Umweltverbänden und Vertretern aus der Landwirtschaft erarbeitet und soll Zukunftsvisionen für die Landwirtschaft entwickeln. 30 Vertreter von Organisationen aus Landwirtschaft, Umwelt- und Tierschutz, Wissenschaft und Wirtschaft berieten über die künftige Ausrichtung der Landwirtschaft. Ergebnis des Berichtes war auch die Erkenntnis, dass die Landwirtschaft derzeit ökologische Schäden in Höhe von 90 Milliarden Euro im Jahr verursacht, was eine Reform unumgänglich macht. 

Erheblicher Schaden für die Biodiversität

Besondere Schäden verursacht vor allem die konventionelle und industrielle Landwirtschaft derzeit vor allem durch eine negative Beeinflussung der Biodiversität, erhebliche Schäden entstehen auch durch Verschmutzung des Grundwassers und der Luft. Die deutsche Landwirtschaft sei von „zahlreichen Widersprüchen und Spannungslagen“ gekennzeichnet und müsse daher tiefgreifend umgestaltet werden, folgert der Bericht. 

Die Autoren fordern daher nachdrücklich, dass der Fleischkonsum drastisch gesenkt und letztlich sogar halbiert werden müsse, pflanzliche Nahrung müsse bei der menschlichen Ernährung in den Vordergrund treten. Abgaben auf Zucker, Salz oder auch Fett kämen zur Steuerung in Betracht. Die Landwirtschaft müsse ökologisch transformiert werden, der Klimaschutz solle zu einem wesentlichen Ziel werden. Der Bericht bekennt sich insbesondere auf der Basis des aktuellen Urteils des Bundesverfassungsgerichtes zum Klimaschutz zum 1,5 Grad Ziel von Paris. Blühwiesen seien zur Erhaltung der Artenvielfalt zu fördern, Moore müssten so weit wie möglich wieder vernässt und renaturiert werden.

Umweltschäden erstmals in die Preiskalkulation einbezogen

Der Bericht bezieht zudem Umweltschäden, die bisher im Rahmen der Preiskalkulation für landwirtschaftliche Produkte nicht berücksichtigt werden, als sogenannte „externe Kosten“ in die Preisfindung mit ein. Demnach müsste Fleisch in etwa fünf- bis sechsmal so teuer wie aktuell sein, Erzeugnisse wie Milch und Käse kosteten realistisch etwa das zwei- bis vierfache heutiger Preise.

Standards für Tierhaltung gesellschaftlich und ökologisch unzureichend

Das Papier weist zudem darauf hin, dass die aktuell geltenden Standards für die Nutztierhaltung völlig unzureichend sind und erheblicher Nachbesserungen bedürfen. Die Bestände müssten nach derzeitiger Erkenntnis erheblich reduziert werden. Vor allem die Haltung von Rindern müsse zur Erreichung der Klimaziele eingeschränkt werden. 

Betriebswirtschaftliche Erwägungen einbezogen

Der Bericht geht insgesamt auch davon aus, dass im Rahmen der notwendigen Veränderungen auch betriebswirtschaftliche Aspekte berücksichtigt werden müssen. Um die notwendigen Umweltleistungen zu erbringen, müsse auf den Höfen das notwendige Kapital vorhanden sein und es müssten ausreichende Einnahmen erzielt werden. Zur Förderung der genannten Ziele sollten ab sofort jährlich elf Milliarden Euro ausgegeben werden.

Unzureichende Ergebnisse zur „Chemie auf dem Acker“

Deutlich hinter den realistischen Anforderungen bleibt der Bericht beim Thema Herbizide und Pestizide zurück. Hier finden sich keine klaren Forderungen zu einer offensichtlich notwendigen Reduktion. Lediglich mittelfristig solle in diesem Bereich nach umweltverträglicheren Alternativen Ausschau gehalten werden. 

Umbau der Landwirtschaft gesamtgesellschaftliche Aufgabe

Einigkeit bestand auf allen Seiten darüber, dass es sich beim notwendigen Umbau der landwirtschaftlichen Erzeugungsprozesse um eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe handele. Würde man das Thema trotz der aktuell noch weitgehend rückständigen EU-Vorschriften in der Landwirtschaft nicht nachdrücklich angehen, sei dies angesichts der vorliegenden Erkenntnisse späteren Generationen gegenüber schlicht unverantwortlich.

 

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