Elon Musks Gigafabrik zeigt Grenzen des Individualverkehrs und sinnvoller Industrialisierung auf (Quelle: Johannes Kraus von Sande)
Elon Musks Gigafabrik zeigt Grenzen des Individualverkehrs und sinnvoller Industrialisierung auf (Quelle: Johannes Kraus von Sande)

von Johannes Kraus von Sande -


Grünheide/Brandenburg - Zuerst mussten Teslas Vorhaben in Grünheide über 170 Hektar Kiefernwald weichen, wobei man hier noch diskutieren konnte, ob es sich vorliegend um Wald oder eher um eine Kiefernplantage handelte. Bereits während des Genehmigungsverfahrens wurde jedoch immerhin publik, dass das Areal von seltenen Zauneidechsen und Schlingnattern bevölkert war. Dies dürften jedoch nicht die einzigen Pflanzen und Tiere gewesen sein, die durch das gigantische Vorhaben ihre Lebensgrundlage verloren haben. Wie auch immer dürfte sicher sein, dass eine mit Kiefern bewachsene Fläche ökologisch wertvoller ist als ein Fabrikgelände. 

Wasserverband beklagt absehbaren Wassermangel durch Tesla-Produktion

Bis Ende dieses Jahres will Tesla in der Startphase des Werkes 500.000 Elektroautos in Grünheide produzieren. Später soll die Produktion noch massiv ausgeweitet werden. Der Wasserverbrauch der Fabrik beliefe sich nach den vorhandenen Ausbauplänen nach einiger Zeit auf 3,6 Millionen Kubikmeter Wasser pro Jahr, was nach Recherchen des ZDF-Magazins Frontal 21 rund 30 Prozent des gesamten Wasservolumens der Region ausmachen würde. Die weitere Ansiedlung von Industriebetrieben in der Gegend findet derzeit in erheblichem Umfang parallel statt, was den Wasserverbrauch zwangsläufig noch erheblich weiter in die Höhe treiben wird. Die Wasserversorgung inklusive der Trinkwasserversorgung gerate damit an ihre Grenzen, erklärt der Vorsteher des Wasserverbandes Strausberg-Erkner, Andre Bähler.

Bereits heute Wassermangel in Brandenburg

Nach Unterlagen des Landesumweltministeriums Brandenburg gerät das Bundesland jedoch bereits heute durch die Ansiedlung von Industrie und Gewerbe zunehmend an seine „Kapazitätsgrenzen“, wie den Sitzungsprotokollen vom 09. Juli 2020 zu entnehmen ist, die Frontal 21 vorlagen. Brandenburgs Umweltminister Axel Vogel (Bündnis 90/Die Grünen) kann diesen Tatsachen nicht überzeugend entgegentreten. Er verweist lediglich darauf, dass die für den Produktionsbeginn notwendigen 1,4 Millionen Kubikmeter Wasser jährlich angeblich vorhanden seien. Das notwendige und für die Produktion erforderliche Wasser könne den Ausbau jedoch zukünftig begrenzen, was Tesla auch bekannt sei. 

Elon Musk selbst bestreitet gegenüber Frontal 21 vorhandene Wasserprobleme gänzlich. Er begnügte sich mit der wenig seriösen, einleuchtenden und weiterführenden Aussage: Im Grunde sind wir nicht in einer sehr trockenen Region. Bäume würden nicht wachsen, wenn es kein Wasser gäbe.“ Nach logischen Gesichtspunkten dürfte eher einleuchten, dass vor dem Auftauchen Musks noch erheblich mehr Bäume standen, die natürlich auch mehr Wasser zur Verfügung hatten. Das weitere Schicksal der verbliebenen Waldflächen steht eher zur Disposition.

Sinnhaftigkeit und Nachhaltigkeit des Projektes steht in Frage

Auf der Basis dieser nun bekannten Umstände und auch Aussagen steht die Sinnhaftigkeit und Seriosität des gesamten Projektes in Frage. Das Wort Nachhaltigkeit scheint bereits bei einem Faktor des Projektes zur bloßen Farce verkommen zu sein, von anderen Problemen bei der Umstellung des Fahrzeugbaus auf elektrische Antriebe einmal ganz abgesehen. Noch mehr stellt sich natürlich die Frage, ob der Standort östlich von Berlin überhaupt geeignet war. Wirtschaftlichen Vorteilen stehen hier anscheinend erheblich größere Risiken und Nachteile gegenüber. 

Nach Recherchen von Frontal 21 fühlen sich Mitarbeiter des Landesamtes für Umweltschutz durch Tesla auch schlicht unter Druck gesetzt. Das Amt stellt dem Unternehmen immer neue vorläufige Baugenehmigungen aus, damit das Projekt nicht zum Stehen kommt. Die endgültige Baugenehmigung steht jedoch noch aus und Gegner des Projektes hoffen bis heute nach möglichen Erfolgen auf dem Rechtsweg noch auf einen möglichen Rückbau. Das Investitionsvolumen hat sich inzwischen auf rund 5,8 Milliarden Euro erhöht, von staatlicher Seite flossen mehrere hundert Millionen Euro an Zuschüssen.

x