Auch das Schloß von Daniel Weinstock in Südfrankreich sei sowohl vom Wert als auch von den Eigentumsverhältnissen eine Augenwischerei von Daniel Weinstock
Auch das Schloß von Daniel Weinstock in Südfrankreich sei sowohl vom Wert als auch von den Eigentumsverhältnissen eine Augenwischerei von Daniel Weinstock


Gensac-la-Pallue/London – „Transformiere Ängste und Blockaden in wenigen Minuten“, lautet die unseriöse Werbebotschaft des selbsternannten „Erfolgsgaranten“ Daniel Weinstock. Am 30. Juni 2023 schrieb er auf seiner selten aktualisierten Facebook-Seite: „Hast Du Dich vielleicht auch schon mal gefragt, wie Du in einem gewünschten Lebensbereich Deinen positiven Durchbruch erreichen kannst? Vielleicht im Bereich Beziehungen, Selbstliebe oder Erfolg? Oder auch in einem anderen Bereich. Was soll sich für Dich in Deinem Leben verändern? Ich habe den Universalschlüssel für Dich, mit dem Du alles verwirklichen kannst, was Du willst. Das klingt zu gut um wahr zu sein?“ Wer ratsuchenden Menschen, die mit ihrer Lebenssituation unzufrieden sind, den Besitz eines „Universalschlüssels“ vorgaukelt, setzt sich schnell dem Verdacht der Scharlatanerie aus. Was verkündet Weinstock als Nächstes? Dass er im Besitz der Weltformel für Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit ist? Die Transformationsmethode, die Ängste und Blockaden in wenigen Minuten lösen und persönliche Potenziale freisetzen soll, nennt er wichtigtuerisch „Instant Change“. Das lässt sich mit „Sofort-Chance“ übersetzen und suggeriert, dass fast blitzartig Erkenntnisse zum Neustart in Beruf, Liebe und anderem vermittelt werden können.

 

Weinstock will die Instant-Change-Methode im Jahr 2011 entwickelt und als Trainer schon 60.000 Seminar-Teilnehmern aus Deutschland, der Schweiz und Österreich vorgestellt haben. Nachprüfbar ist das wie alles andere, was der 1981 geborene Selbstdarsteller verkündet, natürlich nicht. Ohne einen Anflug von Ironie verspricht er „emotionale Spitzenzustände in wenigen Minuten“. Immer wieder wird ein neuer Phrasensalat serviert: „Sei bereit Deinem Leben eine neue Richtung zu geben. Sei bereit, Deine wahre Größe in Dir zu erkennen und zu leben. Alles wird leicht, sobald Du Ängste, Blockaden und negative Glaubenssätze gelöst hast – dann bist Du frei!“ Diese Selbstbefreiung und Optimierung aller Lebensumstände brauche mit herkömmlichen Methoden viele Jahre. Das Verfahren „Instant Chance“ befreie Menschen jedoch ganz schnell und nachhaltig von allem Negativen. Die Methode verändere „negative Glaubenssätze und destruktive Verhaltensweisen in wenigen Augenblicken“. Auf eine Feststellung legt Weinstock aber Wert: „Dies ist eine absolut neue und eigenständige Methode, keine Abwandlung von NLP, Hypnose, CQM, Quantenheilung oder sonstigen bekannten Methoden.“ Wer sich auf den Hokuspokus einlassen will, kann für 47 Euro zuzüglich Mehrwertsteuer ein Ticket für ein Online-Seminar buchen. Angeboten wird alles auch als eBook, Hörbuch oder klassisches Buch mit dem Titel „Instant Change: Die Revolution des Coachings“. Für letzteres will Weinstock 14,95 Euro haben. Dass bei all den vollmundigen Versprechungen die Enttäuschung der „Kundschaft“ vorprogrammiert ist, muss nicht näher erklärt werden.

 

Seit einigen Wochen machen dem Geschäftsmann mit Wunderheiler-Gehabe Berichte von Insidern zu schaffen, die eindringlich vor seinen windigen Machenschaften warnen. Die Kritiker wenden sich insbesondere an jene, die sich von Instant Change den Aufbau eines ortsunabhängigen „Lifestyle-Business“ sowie einen Zusatzverdienst als „Instant Change Certified Professional“ erhoffen. Weinstock verspreche einen absurd hohen Verdienst von mindestens 347,90 Euro pro Stunde und erwecke den Eindruck, dass 30 Prozent der Einkünfte ins Marketing der Professionals investiert würden, heißt es seitens der Insider. Es werde die Erwartung genährt, dass die Coaching-Ausbildung gar keine spezielle Kundenberatung erfordere, Instant Change der kinderleichten Neukundengewinnung diene und eine systematische Promotion stattfinde. Auch werde so getan, als existiere ein durchdachtes und praxiserprobtes Businessmodell. Die Methode funktioniere nicht, wenn die Kunden im System nicht registriert seien, hört man aus dem Weinstock-Umfeld. Insider sehen das anders. Die Kunden bräuchten in jedem Fall eine Beratung und Schulung. Kritisiert wird ferner, dass keine langfristig planbaren Ergebnisse vorliegen. Die Nutzer der Instant-Change-Methode benötigten immer mehr als drei Anwendungen und keine 20 Minuten pro Sitzung, sondern 60 Minuten. Statt in die Promotion zugunsten der Lizenzinhaber zu investieren, fließe das Geld nur in das Marketing des Verkaufs der Lizenzen und Ausbildungen. Von einem ausgeklügelten Geschäftsmodell und der nötigen Unterstützung zum Geldverdienen könne keine Rede sein. Laut den Weinstock-Kritikern werden Kunden bei 20 Prozent Aufschlag zu Raten- oder Einmalzahlungen regelrecht gezwungen. Manche verkauften sogar ihre Autos oder Häuser, weil sie reich gerechnet würden. Überdies hätten die Anwender keinen Zugriff auf wichtige Funktionen der Transformationsmethode und würden eingeschüchtert.

 

Wie Daniel Weinstock auf diese und andere Vorwürfe reagiert, ist nicht bekannt. Im Internet präsentiert sich der Geldmacher, der sich für einen der erfolgreichsten Trainer im deutschsprachigen Raum hält, gewohnt selbstsicher. Mit teuren Uhren, Klamotten und Autos setzt er sich durchaus geschickt in Szene, um den Erfolg seiner Methode zu demonstrieren. Als Kulisse für seine Selbstinszenierungen, Webinare und Wochenendveranstaltungen dient das Chateau de Gardemoulin. Über den Stand der Renovierungsarbeiten an „unserem Schloss“ informierte er seine Fangemeinde eine Zeit lang in den sozialen Netzwerken. Dort zeigen ihn Bilder als generösen Gastgeber im Kreise seiner Mitarbeiter. Da scheint es naheliegend zu sein, dass die Weinstock Academy SAS ihren Sitz im südwestfranzösischen Gensac-la-Pallue hat. Aber auf Weinstocks Internetseite heißt es auch: „Damit wir Ihnen stets den bestmöglichen Service bieten können, haben wir aufgrund der Organisation weltweiter Trainings und Seminare unseren Hauptsitz in London.“ Das Ganze passt zum Verwirrspiel, das der vermeintliche Transformations-Guru mit der Öffentlichkeit spielt.

 

Bis zum Jahr 2001 gab es die ZDF-Reihe „Vorsicht, Falle! Nepper, Schlepper, Bauernfänger“ mit Eduard Zimmermann. Würde es Daniel Weinstock mit seiner Instant-Change-Methode auch in die Sendung schaffen, wenn es sie noch gäbe? Gut möglich, gibt es doch Aussagen von ihm, die fast schon an esoterischen Humbug erinnern. Im November 2021 schrieb er bei Facebook: „Probleme befinden sich auf einem niedrigen Schwingungslevel. Lösungen und Chancen befinden sich auf einem hohen Schwingungslevel. Egal, welches Problem Du lösen willst, gehe in eine höhere Schwingung.“ Es ist kaum vorstellbar, dass ernst zu nehmende Unternehmen ihre Mitarbeiter von Weinstock motivieren lassen, wie seine Internetseite glauben machen will.

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